Fast Fashion oder schlichtweg Kleidung, die billig hergestellt wird, sagt dir nichts? Vielleicht hast du hier bereits selber Erfahrung gesammelt, ohne dir dem ganzen Hintergrund bewusst zu sein. Schließlich wird Fast Fashion von 45 % der Deutschen sowohl in Geschäften als auch Online Shops am liebsten eingekauft. Erschreckend, wie wir finden. Daher widmen wir uns heute dem Thema und schauen einmal hinter die Fassade. Günstig einkaufen, schön und gut, aber einen enormen Schaden damit anrichten? Nein danke.
Was ist Fast Fashion?
Fast Fashion bedeutet ins Deutsche übersetzt schnelle Mode. Und das passt auch ganz gut. Das Cambridge Dictionary definiert den Begriff Fast Fashion so: „clothes that are made and sold cheaply, so that people can buy new clothes often“. Es handelt sich also um Kleidung, die billig in der Herstellung und im Verkauf ist, sodass die Kundin oder der Kunde häufiger neue Kleidung kaufen kann. Die Zeit ist hier also der entscheidende Erfolgsfaktor. Klar, manchmal muss es schnell gehen: Der Sommer kommt wieder blitzschnell um die Ecke, der neueste trendy Bikini fehlt noch im Kleiderschrank und konkurriert dann mit den vielen anderen, die du sowieso schon hast. Muss das sein? Diese Frage stellen sich nicht viele Personen leider gar nicht und wir wissen: Deutschland lebt im Überfluss.
Hinzu kommt, dass diese sogenannten Fast Fashion Ketten die Modetrends verfolgen und genau im Blick haben. Sie reagieren schnell auf Trends, kopieren andere Marken und bieten die Klamotten binnen kürzester Zeit zu Spottpreisen an. Und wie das so ist mit den Trends, so schnell wie sie kommen, gehen sie auch wieder. Das heißt für die Fast Fashion Industrie: Kollektionen werden in immer geringeren Abständen herausgebracht und so gut wie jeden Monat gibt es neue Anziehsachen im Sortiment.
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Warum kaufen so viele Fast Fashion?
Fakt ist: Fast Fashion ist beliebter denn je. Doch warum kaufen denn nun so viele Fast Fashion? Warum ist sie so beliebt? Das hat verschiedene Gründe. Ein wesentlicher Vorteil von Fast Fashion ist für viele Personen womöglich die Erschwinglichkeit. In Zeiten, in denen Lebensmittel & Co. teurer werden, wollen viele nicht auch noch beim Shoppen eine Menge Geld lassen müssen und greifen zu erschwinglicher Billigmode (Fast Fashion). Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher regelmäßig neue Kleidungsstücke ergattern und den Kleiderschrank einmal komplett aufpeppen. Aber zu welchem Preis? Ist es das wirklich wert?
Was ist das Problem an Fast Fashion?
Vielleicht hast du dir beim Lesen gedacht, dass das ja gar nicht mal so schlecht klingt. Wer will schließlich nicht auf dem neuesten Stand sein, was die Mode betrifft? Von außen betrachtet scheint alles schön und gut zu sein und genau das ist womöglich der Grund dafür, wieso Fast Fashion so viele Personen anzieht - aber der Schein trügt. Fast Fashion hat ihren Preis. Mode kann nur dann so schnell und günstig verkauft werden, wenn sie a) unter schlechten Umwelt- und Arbeitsbedingungen hergestellt wird und b) kostengünstig produziert wird. Side note: Die Herstellung und der Verkauf von Fast Fashion ist genauso kurzweilig wie ihre Nutzungsdauer. In Deutschland kaufen Konsumentinnen und Konsumenten etwa 60 Kleidungsstücke pro Jahr, von denen unter’m Strich 40 Prozent nie oder nur selten getragen werden. Eine Konsumgesellschaft also. Die Zahlen sprechen für sich: Die Produktion und der Kauf von Fast Fashion hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt und steigt stetig an.
Warum ist Fast Fashion schlecht für die Umwelt?
Kleidung produzieren bedeutet gleichzeitig Umweltverschmutzung und Umweltbelastung. Nicht nur der hohe Wasserverbrauch spielt hier mit rein, sondern auch die mit der Produktion einhergehende Wasserverschmutzung. Der Textilsektor war im Jahr 2020 die drittgrößte Ursache für Flächenverbrauch und Wasserverschmutzung. Und falls du es auch noch nicht wusstest: Allein die Modeindustrie macht ganze 20 % der Wasserverschmutzung weltweit aus.
Um Textilien herzustellen, werden große Mengen Wasser und Flächen zum Anbau von z.B. Baumwolle benötigt. So werden beispielsweise für die Herstellung eines einzigen Baumwoll T-Shirts etwa 2700 Liter Süßwasser benötigt. Beim Anbau der Baumwolle werden häufig Düngemittel und Pestizide eingesetzt, die wiederum für eine Kontamination des Grundwassers verantwortlich sind. Zusätzlich schaden sie der Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter, da diese stets mit den verschiedensten Chemikalien in Berührung kommen. Wird die Kleidung weiterverarbeitet, werden häufig Chemikalien verwendet, um sie zu bleichen, zu bedrucken, zu färben oder zu imprägnieren. Hinzu kommt, dass beim Waschen der synthetischen Kleidung sage und schreibe 14 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Umwelt gelangen.
Schätzungen nach zu urteilen entstehen durch die Textilindustrie 10 % der weltweiten CO2 Emissionen. Das ist mehr als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen verursachen.
Wie wir zuvor bereits angedeutet haben, werden viele der gekauften Kleidungsstücke nicht einmal - oder nur selten - getragen. Dazu wird lieber weggeworfen als gespendet und selbst wenn Klamotten es in den Altkleidercontainer schaffen: rund 80 % der Altkleider werden verbrannt oder landen auf Deponien. Du erkennst also, was für enorme Ausmaße Fast Fashion auf die Umwelt, Tierwelt und Arbeiterinnen und Arbeiter hat - und das war nur ein kleiner Einblick.
Fast Fashion und Arbeitsbedingungen
Wir haben bereits angemerkt, dass Arbeiterinnen und Arbeiter in der Fast Fashion Industrie mit sehr schlechten Arbeitsbedingungen konfrontiert werden. Die Stichwörter lauten hier vor allem Ausbeutung, Ausnutzung und Hungerlohn. Damit du dir das besser vorstellen kannst, haben wir hinsichtlich der Arbeitsbedingungen ein paar Fakten für dich. Viele Modemarken garantieren den Kundinnen und Kunden, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter für die Herstellung der Kleidung mindestens den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Mindestlohn schön und gut, aber was bedeutet das überhaupt? An erster Stelle zeigen Aussagen wie diese ja schon eins: und zwar, dass viele Marken nicht einmal den Mindestlohn zahlen. Und da wäre noch etwas: In den meisten Produktionsländern beläuft sich der Mindestlohn auf die Hälfte bis ein Fünftel des existenzsichernden Lohns. Ein existenzsichernder Lohn ist das Minimum, das benötigt wird, um die Grundbedürfnisse befriedigen zu können.
Auch die Arbeitszeiten sind hier oft utopisch. Arbeiter und Arbeiterinnen in der Fast Fashion Industrie haben oft einen Arbeitstag von 14 bis 16 Stunden - und zwar die ganze Woche durchgehend. In der Hochsaison kann dann außerdem mit Arbeitszeiten bis 2 oder 3 Uhr morgens gerechnet werden. Überstunden, die oft gemacht werden müssen, werden dazu in einigen Fällen nicht einmal bezahlt.
Beschäftigte arbeiten häufig in unsicheren Gebäuden, in Räumen ohne Belüftung. Das führt dazu, dass chemische, giftige Substanzen oder Staub einfach eingeatmet werden. Verbale oder körperliche Misshandlungen sind hier ebenfalls keine Seltenheit.
Was kann ich tun gegen Fast Fashion?
Fast Fashion vermeiden heißt nicht, dass du auf schöne Kleidung verzichten musst. Kostengünstige und nachhaltige Alternativen gibt es viele. Hier ist vor allem eine gezielte Auswahl und genaues Hinschauen wichtig. Dein Stichwort lautet: bedachtes Kaufverhalten.
Wiederverwertung von Kleidungsstücken
Fast Fashion kann nur dann ein Ende finden, wenn wir als Konsumentinnen und Konsumenten etwas verändern. Fangen wir erstmal mit den Basics an. Zuallererst muss damit aufgehört werden, so stark im Überfluss zu leben. Entsprechend sollte nur das gekauft werden, was auch wirklich benötigt wird. Nein, du musst nicht mit jedem noch so tollen Trend mithalten. Und solltest du dich an einem Kleidungsstück wirklich sattgesehen haben, kannst du diesem trotzdem noch ein längeres Leben ermöglichen, indem du es weitergibst, z.B. an gemeinnützige Organisationen. Generell sollte weniger gekauft werden und Anziehsachen länger getragen werden.
Tipp: Wusstest du schon, dass du Kleidung sogar mieten kannst? Das macht vor allem dann Sinn, wenn du etwas z.B. nur für ein bestimmtes Event tragen möchtest.
Richtig waschen
Damit du auch lange Freude an deinen Kleidungsstücken hast, sollten sie nur so oft gewaschen werden, wie es auch wirklich notwendig ist. Damit schonst du die Fasern.
Qualitätskontrolle
Es sollte möglichst bei fairen und ökologischen Marken gekauft werden. Nachhaltig ist es vor allem, wenn du direkt bei Marken kaufst, die ausschließlich fair produzierte ökologische Kleidung anbieten.
Achte auch auf die Qualität der Kleidung! Wirf einen Blick darauf, aus welchen Materialien das Kleidungsstück hergestellt ist. “Organic Cotton” zeigt dir auf, wie viel biologisch angebaute Baumwolle das Kleidungsstück enthält. Fast Fashion zeichnet sich oft dadurch aus, dass die Kleidung einen hohen synthetischen Anteil hat und der Stoff dünn sowie schlecht verarbeitet ist.
Fast Fashion erkennst du auch daran, dass auf der Kleidung kein Gütesiegel zu sehen ist. Verschiedene Label weisen darauf hin, dass Kleidung unter umweltfreundlichen, fairen Bedingungen hergestellt wurde. So zum Beispiel das GOTS Siegel oder das Fairtrade Siegel.
Wenn du die Tipps für mehr Nachhaltigkeit und gegen Fast Fashion einmal verinnerlicht hast, wirst du sicherlich schnell merken, dass es gar nicht so schwer ist, von Fast Fashion wegzukommen.